Lauftraining: Anpassung von Knorpel, Sehnen und Knochen an das Laufen
Trainingshinweis:
Die Geschwindigkeit der Anpassung der Sehnen und Knorpel ist wesentlich langsamer als die Anpassung des Herzkreislaufsystems. Dadurch treten relativ schnell schnell Verletzungen auf an Fußgelenk, Knie und Achillessehne - auch bei konditionsmässig eigentlich machbarer Belastung. Trainingspausen - auch jahreszyklisch längere Trainingspausen - sind wichtig für Ihre Laufgesundheit.
In der Regel stehen bei der Diskussion des Lauftrainings die Anpassungen des Herz-Kreislaufsystems, des Stoffwechsels oder der Geschwindigkeitsentwicklung im Vordergrund.
In vielen Trainingsplänen wird, den Patienten vorgetäuscht, dass das erfolgreiche Lauftraining und die Anpassung an Ausdauerbelastung ausschliesslich an der Pulsuhr, Laktatwerten, und an der erzielten Laufgeschwindigkeit abzulesen sind. Dieser rasche, über den Zeitraum von Wochen eintretende Anpassungseffekt des Herz-Kreislaufsystems passt sehr gut in unsere moderne Denkweise: Wir wollen möglichst schnell und direkt an das hochgesteckte Ziel kommen.
Die Anpassung des passiven Bewegungsapparates - Knorpel und Sehnen - dauert lange
Anpassungen des Körpers an das Laufen
- Die Knochenrinde wird dicker
- Knochen mineralisieren
- Knochenbälkchen verstärken sich
- Anpassung des Stoffwechsels von Sehnen und Muskel
- Stabilisierende Einlagerung von Kollagen in Sehnen
- Verstärkung der Ansätze der Muskeln an den Knochen
- Verstärkung des Stoffwechsels in Knorpelgewebe durch passiven Flüssigkeitsaustausch
- Zunahme des Durchmessers der Knorpelschicht durch kurzfristige Einlagerung von Flüssigkeit
- Zunahme der Knorpelzellen verstärkt die mechanische Belastbarkeit der Gelenke
Der Orthopädie sieht aber noch ganz andere Aspekte des erfolgreichen Lauftrainings.
Diese Sichtweise ist begründet im speziellen Aufbau und der Funktionsweise der Knochen, Sehnen und Gelenkknorpel: Sie haben eine ganz andere Physiologie und einen anderen Stoffwechsel, als die Muskeln und das Herzkreislaufsystem.
Sehnen, Knorpel und Sehnenscheiden haben keine direkte Anbindung an das Blutkreislaufsystem: Sie werden anders als Muskeln, Gehirn und die inneren Organe nicht direkt über den Blutstrom ernährt. Vielmehr findet der Stoffwechsel dieser gering ernährten Gewebe durch langsamen und ungerichteten Stofftransport durch die Körperflüssigkeit statt.
Bewegung und körperliche Belastung fördert zwar auch den Stoffwechsel dieser geringfügig ernährten Knorpel und Sehnen: Der Zeitraum, in dem Knorpel und Sehnen eine positive Anpassung an Belastung oder eine Regeneration nach Beschädigungen leisten können, ist aber nicht in Wochen zu messen.
Diese bradytrophen (gering ernährten) Sehnen und Knorpel können sich an die Belastung erst nach Jahren anpassen. Dieser, der Anpassung des Herz-Kreislaufsystems zeitlich nachlaufende, langsame Anpassungsprozess ist aber Voraussetzung, um den Laufsport über viele Jahre beschwerdefrei ausüben zu können.