Fersenlauf in Schuhen erhöht die Gelenkbelastung
Die Umstellung zum natürlichen Laufstil
Für Orthopäden ist es eigentlich eine erfreuliche Entwicklung, dass mehr und mehr Läufer ihren Laufstil umtrainieren wollen, um dem natürlichen Laufstil nahe zu kommen. Dies ist jedoch nur durch eine sehr langsame Umstellung und nur durch begleitenden Muskelaufbau möglich.
"Fersenlauf", nicht die Schuhe sind das Problem

Zu Zeiten der Jäger und Sammler war jeder Mensch ein Laufprofi. Seit Millionen von Jahren sind Menschen Ausdauerläufer: entweder barfuß, ganz ohne Schuhe, oder nur mit dünnen Sohlen geschützt sind sie auf oft schwierigem Gelände unterwegs. Die hochsensiblen Fußsohlen und der Gleichgewichtssinn nehmen Signale über Beschaffenheit des Untergrundes auf. Angeborene Regelkreise steuern die vielen Muskeln und Sehnen von Fuß, Sprunggelenk und Bein. Bewegungsplanung und Jagdziele werden mit diesen Signalen zur Durchführung einer gelenkschonenden und verletzungsvermeidenden Laufbewegung integriert.
Doch seit etwa 40 Jahren gibt es moderne Laufschuhe. Trotz der stark gepolsterten modernen Laufschuhe nimmt die Gelenkbelastung beim Laufen aber effektiv zu. Schuld ist aber nicht die Dämpfung der Schuhe - die wird immer ausgefeilter. Verantwortlich ist die Umstellung des Laufstils: der Barfußläufer kommt mit Vorderfuß oder Mittelfuß auf. Er nutzt Fuß, Fußgewölbe und Sprunggelenk als natürliche Stoßdämpfer. Damit reduziert er den Stoß, den Knie, Hüfte und Wirbelsäule aushalten müssen.
Der Sportschuhläufer wird zum Fersenläufer
Fuß und Sprunggelenk sind beim Fersenlauf als Stoßdämpfer effektiv ausgeschaltet: die Schritte werden länger und der Aufprall auf dem Boden starr vom Fersenknochen in den Körper übertragen. Der Schuhläufer verlässt auch also ausschließlich auf die Sohlendämpfung seines Laufschuhs. Dadurch erleiden die Schuhläufer - auch auf sehr harten Oberflächen - effektiv mehr mechanische Belastung in allen Gelenken als Barfußläufer.
Kritisch hier ist aber nicht der Schuh, sondern der reine Fersenlauf. Der Verzicht auf die natürliche Dämpfung durch Fuß und Sprunggelenk beim Vorderfußlauf ist auch durch noch so ausgefeilte Fersendämpfungssysteme nicht zu ersetzen.
Auch mit Schuhen ist eine natürliche Laufstilanpassung möglich
Statt bei jedem Schritt die scheinbar ausreichend gepolsterte Ferse in dem Boden zu rammen, kann der Schuhläufer kleinere Schritte machen, den Körperschwerpunkt beim Laufen weiter nach vorne bringen und Vorderfuß und Sprunggelenk als Dämpfung einsetzen.
Propriozeptive (wahrnehmungsfördernde) orthopädische Schuh-Einlagen können in dieser Umstellungsphase die Laufwahrnehmung des Fußes im Schuh verbessern, und so die Belastung der Achillessehne und der Nachbargelenke vermindern. Ausgeprägte, bereits vorhandene oder angeborene Fehlstellungen der Füße müssen dabei aktiv mitbehandelt und orthopädisch beobachtet werden.