Sprunggelenksprothese: Gangbilderhaltende Versorgung der Arthrose im Sprunggelenk
Inhalte zu Sprunggelenksarthrose und Sprunggelenksprothese
- Übersicht Sprunggelenksprothese
- Was ist eine Sprunggelenksprothese?
- Wann muss ein Sprunggelenk durch eine Prothese ersetzt werden?
- Sprunggelenksprothese oder Versteifung?
- Kann die Versteifungsperation später wieder zu einer Sprunggelenksprothese "revidiert" werden?
- Planung, Vorbereitung und Operation der Sprunggelenksprothese
- Rehabilitation, Sport und Alltag mit dem künstlichen Sprunggelenk
- Revision (Ersatz) des künstlichen Sprunggelenks
Literatur zu Sprunggelenks-Prothese
Was ist eine Sprunggelenksprothese?

Die Sprunggelenksprothese ist der künstliche Gelenkersatz des Sprunggelenks. Die Prothese im Sprunggelenk ermöglicht eine bewegliche, schmerzfreie Versorgung des geschädigten Sprunggelenks.
Ein Grund für einen solchen Gelenkersatz kann eine schwere Sprunggelenksarthrose sein. Das ist der von Schmerzen und Einsteifung geprägte Gelenkverschleiß des Sprunggelenks. Ein häufiger Grund für die Arthrose oder Zerstörung des Sprunggelenks kann ein Sprunggelenkstrauma sein. Von allen großen Gelenken des menschlichen Körpers erleidet das Sprunggelenk durch die Last des Körpergewichts am häufigsten schwere Verletzungen und damit Schäden an Bändern, Knochen und Knorpelgeweben. Wenn eine gelenkerhaltende Operation des Sprunggelenks aufgrund der fortgeschrittenen Gelenkschädigung nicht gelingt, kann eine Prothese die schmerzfreie Beweglichkeit erhalten.
Patienten mit schwerer Arthrose des Sprunggelenks können mit Prothese wieder schmerzfrei gehen. Sie gewinnen Ihre Mobilität im Alltag zurück. Nach unserer ärztlichen Erfahrung ist die Sprunggelenksprothese bei guter Voruntersuchung inzwischen eine bewährte und sichere Alternative zur operativen Versteifung (Arthrodese) des Sprunggelenks.
Wir bieten die Operation der Sprunggelenksprothese bei Arthrose seit dem Jahr 2004 an. Insgesamt liegen mit den Sprunggelenksprothesen der 3. Generation seit 20 Jahren medizinische Erfahrungen vor. Die Ergebnisse der Operationen werden laufend in spezialisierten Prothesenregistern ausgewertet. Wir werden im Folgenden erörtern, welche Patienten von einer Prothese im Sprunggelenk besonders profitieren können. Selbstverständlich müssen alle nichtoperativen Behandlungsmöglichkeiten der Sprunggelenksarthrose ausgeschöpft sein, bevor wir eine Prothese empfehlen. In vielen Fällen, in denen bisher ein Sprunggelenk versteift worden wäre, können wir mit der beweglichen Prothese das Gangbild unserer Patienten erhalten.
Anatomischer Aufbau des Sprunggelenks

Die Unterschenkelknochen Tibia (Schienbein) und Fibula (Wadenbein) bilden mit dem im Fuß liegenden Talus (Sprungbein) das obere Sprunggelenk (OSG). Das OSG ist für die vertikale Beweglichkeit (auf und ab) des Fußes zuständig.
Talus (Sprungbein) und Fersenbein (Calcaneus) bilden einen Teil des unteren Sprunggelenks (USG). Das USG ist für die horizontale Beweglichkeit verantwortlich. Es nimmt eine wichtige Funktion beim Gehen an Abhängen oder auf unebenem Untergrund ein. Deshalb ist die Stellung des Fersenbeins wichtig für die Funktion des Sprunggelenks. Eine Fehlstellung ändert die Kraftverteilung und verkürzt die Lebensdauer des Gelenks. Meist schlägt der Arzt eine Sprunggelenksprothese vor, wenn die Gehfähigkeit und Belastbarkeit des durch Arthrose geschädigten Sprunggelenks durch eine konservative Therapie nicht mehr erhalten oder verbessert werden kann. Etwa 1 % der erwachsenen Bevölkerung leidet unter Sprunggelenksarthrose. (Barg, A et al, Dtsch. Arztebl Int 2015; 11, 177-184).
Aufbau der Prothese im Sprunggelenk

Die Sprunggelenksprothese besteht aus drei Komponenten: Die Oberflächen von Tibia (Schienbein) und Talus (Sprungbein) werden mit Metallkomponenten, die in den vorhandenen Knochen einwachsen, überzogen. Daher ist die Oberfläche aufgeraut und knochenfreundlich beschichtet. Dazwischen eingebettet ist ein beweglicher Kern aus Polyethylen, der für die freie Beweglichkeit des Gelenks sorgt. Die Festigkeit direkt nach dem Einbau garantieren Knochenschrauben, die die Komponenten tief im Schienbein und Sprungbein fixieren. Das Einwachsen der Prothesen ist wesentlich für die Funktion und Stabilität. Einer der wichtigsten Gründe für einen Prothesenwechsel am Sprunggelenk ist die sog. aseptische (nicht von Infekten begleitete) Lockerung. Dabei ist die knöcherne Verbindung zwischen den Metallkomponenten und dem umgebenden Knochen nicht mehr stabil, weil der Knochen nicht mehr fest in die raue Prothesenoberfläche eingewachsen ist. Der Sehnenapparat, der auch das natürliche Sprunggelenk stützt und führt, muss also für die Funktion der Sprunggelenksprothese ebenso vollständig erhalten sein oder vor der Operation wiederhergestellt werden.
Wie funktioniert die moderne Prothese des Sprunggelenks?

Moderne Sprunggelenksprothesen werden knochensparend und zementfrei operiert. Ihre rauen Oberflächen verwachsen fest mit dem Knochen. Der zementfreie Protheseneinsatz vermindert die Gefahr der frühen Lockerung deutlich. Es besteht keine defektanfällige Befestigungsschicht zwischen Knochen und Metalloberfläche. Die im Knochen liegenden Knochenbälkchen verbinden sich auf mikroskopischer Ebene fest mit dem Prothesenmaterial. Nur wenige Millimeter der natürlichen Knochensubstanz müssen geopfert werden, um einen stabilen Einbau zu gewährleisten. Die medizinische Möglichkeit einer Versteifung (Arthrodese) bleibt durch dieses knochensparende Vorgehen stets erhalten.
Knochenschrauben verankern die Metallkomponenten jeweils fest in Schienbein oder Sprungbein und sorgen so bereits unmittelbar nach der Operation für die stabile Befestigung der Prothese im Knochen.
Die bewegliche Sprunggelenksprothese

Der Hauptunterschied zwischen verschiedenen Prothesentypen ist die Beweglichkeit. Die moderne Sprunggelenksprothese der 3. Generation besteht aus drei Komponenten mit frei beweglichem Polyethylenkern zwischen zwei Metallgleitflächen.
Die Beweglichkeit des natürlichen Sprunggelenks mit allen Kippbewegungen und Rotationsmöglichkeiten bleibt dadurch erhalten. Vorhandene Muskeln, Bänder und Sehnen können bei der mobilen Prothese die natürlichen Bewegungsmuster umsetzen. Bei den veralteten fixierten Prothesen wird das Sprunggelenk in eine Art Scharniergelenk umgewandelt. Diese bestehen nur aus zwei Komponenten ohne frei beweglichen Polyethylenkern. Weil diese Prothese die natürlich geforderten Bewegungsmuster nicht vollständig erfüllt, ist die Lockerungsgefahr höher. Diese Prothesentypen sind unzuverlässig und versagen sehr früh, weshalb sie sich für die Behandlung einer Sprunggelenksarthrose nicht durchgesetzt haben.
Wir arbeiten durchweg mit modernen Dreikomponentenprothesen vom Typ Hintegra, mit denen wir seit mehr als 20 Jahren gute Ergebnisse sehen: Standzeiten, Haltbarkeit und Zuverlässigkeit dieser Prothesen sind für unsere Patienten auf einem hohen Standard. Voraussetzung für die Funktion der Hintegra-Prothese ist die Intaktheit von Muskeln, Sehnen und Bändern am Fuß sowie Freiheit von Fehlstellungen. Diese Gegebenheiten müssen bei Bandinsuffizienz oder Fehlstellungen manchmal vor der eigentlichen Implantation der Prothese durch korrigierende Begleiteingriffe am Sprunggelenk und Rückfuß geschaffen werden. Wird eine Sprunggelenksprothese implantiert, ohne dass diese Voraussetzungen gegeben sind, drohen Schmerzen, Einschränkungen der Beweglichkeit und eine frühe Lockerung des Implantates.

Die Bänder und Sehnen am Sprunggelenk unterstützen die Funktion der Prothese

Mit dem korrekten Einbau der Prothese in das Gelenk ist es nicht getan: Für die spätere Funktion der Sprunggelenksprothese ist auch die Beseitigung von Fehlstellungen und Störungen im Bandapparat wichtig. Die natürlichen Belastungslinien (Beinachsenstellung) an Sprunggelenk, Fuß und Ferse sind für die langfristige Stabilität der Sprunggelenksprothese relevant. Begleiteingriffe werden oft Monate vor der eigentlichen Prothesenoperation vorgenommen, um die Lebensdauer des künstlichen Sprunggelenks zu erhöhen. Zudem müssen Unfallschäden und Schäden in der Umgebung des Sprunggelenks sorgfältig erkannt und bei der Prothesenplanung miteinbezogen werden. Der Fußspezialist behält also immer die ganzheitliche Funktion des Sprunggelenks im Auge. Anders ist ein gutes Ergebnis für die Lebensqualität im Alltag durch Stabilität der Sprunggelenksprothese nicht zu erzielen.